Jakob-Herz Preis 2016

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Foto: S. Schnetz

Würdevolle Preisverleihung und gelungene Geburtstagsfeier

Am Freitag, den 12. Februar 2016, wurde zum nunmehr vierten Mal der Jakob-Herz-Preis verliehen. Anlässlich der 200. Wiederkehr des Geburtstages von Jakob Herz waren auch zahlreiche prominente Vertreter der jüdischen  Glaubengemeinschaft zugegen. So begrüßten nicht nur der Dekan, Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Schüttler, der Präsident der FAU, Prof. Dr. Joachim Hornegger, der Oberbürgermeister der Stadt Erlangen, Dr. Florian Janik, und der Parlamentarische Staatssekretär des BMBF, Stefan Müller, die Gäste, sondern auch der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster.

200 Jahre jüdische Geschichte in Erlangen

Ausführlich wurde in den Festreden auf das Leben und Werk von Jakob Herz eingegangen. Geboren in Bayreuth am 2. Februar 1816, wurde er nach dem Medizinstudium an der FAU und seinem Wirken als Arzt, Forscher und Lehrer an Fakultät und Universitätsklinikum 1869 zum ersten ordentlichen Universitätsprofessor jüdischen Glaubens im Königreich Bayern ernannt. 1871 starb er im Einsatz für seine Patienten. Die Stadt Erlangen ernannte ihn 1862 als ersten Juden zum Ehrenbüger und errichtete ihm 1875 – ebenfalls als erstem Juden in Bayern – ein Denkmal auf dem Hugenottenplatz, das 1933 auf Anordnung des nationalsozialistischen Stadtrates wieder zerstört wurde. 1983 wurde an der Ecke Universitätsstraße/Krankenhausstraße ein neues Denkmal für Jakob Herz aufgestellt. Diese widersprüchliche Mischung aus Hochachtung und Missgunst, die Jakob Herz zeitlebens und auch nach seinem Tod entgegengebracht wurde, kann durchaus als beispielhaft für den Umgang mit jüdischen Gelehrten im 19. Jahrhundert angesehen werden.

Der Präsident des Zentralrates der Juden ergriff die Gelegenheit, um für mehr Toleranz gegenüber Andersgläubigen zu plädieren. Der Präsident der FAU wies auf die Verantwortung der Universität hin, ihre Studierenden zu befähigen, mit gesundem Menschenverstand kritische Urteile zu fällen. Die Aufarbeitung der Vergangenheit ist für den Dekan auch ein sehr essentielles Anliegen in der Fakultätsgeschichte, und Wachsamkeit im Hinblick auf mögliche Ausgrenzung ist vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingsproblematik wichtiger denn je.  Der Oberbürgermeister freute sich über den (auch dank der jüdischen Gemeinschaft) heutzutage wieder gut funktionierenden interkulturellen und interreligiösen Dialog in der Stadt und fordert dazu auf, religiöse Vielfalt nicht zu unüberwindbaren Gegensätzen zu stilisieren, sondern –wie einst Jakob Herz – den Menschen in den Mittelpunkt des wissenschaftlichen Arbeitens und alltäglichen Handelns zu stellen.

Alle Redner lobten den Umgang der Stadt Erlangen und der FAU sowie deren Medizinischen Fakultät mit diesem dunklen Kapitel der Vergangenheit und äußerten die Hoffnung, dass nicht nur Andersgläubigen, sondern auch sonstigen Minderheiten immer mehr Verständnis und Toleranz entgegen gebracht wird, frei nach dem Motto

Tikkun Olam

(Macht die Welt ein Stückchen besser).

Professor Fred H. Gage diesjähriger Preisträger

Mit dem Jakob-Herz Preis, der von der Medizinischen Fakultät gemeinsam mit der Forschungsstiftung Medizin am Universitätsklinikum Erlangen alle zwei Jahre vergeben wird, können sowohl einzelne Forschungsleistungen als auch ein wissenschaftliches Lebenswerk geehrt werden. Prof. Dr. Fred H. Gage, Direktor des genetischen Labors („Gage Lab“) am bekannten Salk Institute for Biological Studies in La Jolla, Kalifornien, und Inhaber des Vi and John Adler Chair for Research on Age-Related Neurodegenerative Diseases am Department of Neurosciences der University of California in San Diego, erfüllt beide Kriterien. Seine bahnbrechende Entdeckung, dass das menschliche Gehirn auch noch im Erwachsenenalter neue Nervenzellen generieren kann, revolutionierte nicht nur die Forschung, sondern eröffnete auch ganz neue Therapieoptionen bei Gehirnerkrankungen oder -verletzungen. Prof. Gage hat bis heute seine wissenschaftlichen Ergebnisse in über 700 Arbeiten publiziert.

Jakob-Herz Schule präsentiert Collage

Künstlerisch untermalt wurde die Festveranstaltung durch die charismatische Ensemblekunst des Martina Eisenreich Quartetts sowie durch Projektionen von Schülerarbeiten der Jakob-Herz Schule. In der Jakob-Herz Schule (ehemals „Schule der Kranken“) werden junge Patientinnen und Patienten unterrichtet, die aufgrund eines Krankenhausaufenthaltes nicht am regulären Unterricht teilnehmen können. Im Rahmen einer Projektarbeit gestalteten 12 Schülerinnen und Schüler individuell mit unterschiedlichen Stilmitteln Ausschnitte einer Collage des Erlanger Logos sowie der Bronzestatue, die die Stadt Erlangen zum Andenken an Jakob Herz auf dem heutigen Hugenottenplatz errichtete und die die Nazis zerstörten.


Einen Eindruck von der Veranstaltung sowie Ausschnitte aus den Reden erhalten Sie hier:

 

Am Mittwoch, den 16. März 2016, wird um 19.00 Uhr im Bayerischen Fernsehen in Stationen.Magazin eine Fernsehdokumentationen über Dr. J. Schuster zu sehen sein, die auch Ausschnitte der Jakob-Herz Preisverleihung zeigen wird (http://www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/sendungen/stationen/marx-bedford-strohm-schuster-100.html).

Alle Fotos: R. Windhorst