Humboldt-Stipendiatin forscht in der Kinderpsychiatrie zur Legasthenie
Doppelte Auszeichnung: Eine von der Alexander von Humboldt-Stiftung ausgewählte Stipendiatin hat sich für die Durchführung ihres Forschungsvorhabens für die Kinder- und Jugendabteilung für Psychische Gesundheit entschieden. Prof. Dr. Lisa Gabel, Neurowissenschaftlerin vom Lafayette College in Pennsylvania (USA), wird eine klinische Studie zur Legasthenie durchführen und insbesondere Lese-Rechtschreib-Störungen bei Kindern mit Deutsch als Muttersprache untersuchen. Die Alexander von Humboldt-Stiftung vergibt jährlich rund 500 Stipendien an überdurchschnittlich qualifizierte Wissenschaftler aus dem Ausland. Die ausgezeichneten Forscher wählen die Einrichtung in Deutschland, an der sie arbeiten möchten, selbst aus.
Bei ihrer Forschungsarbeit in den USA konnte Prof. L. Gabel Zusammenhänge zwischen der Leseleistung von Kindern, einem bestimmten Gen und der Verarbeitung visuell-räumlicher Informationen aufzeigen. So schnitten Kinder mit schlechteren Leseleistungen auch beim Lösen von 3-D-Labyrinth-Aufgaben am Computer deutlich schlechter ab. Die spannende Frage, der Lisa Gabel nun in Deutschland nachgeht, ist, ob es für eine sogenannte transparente Sprache wie Deutsch – bei der jeder Buchstabe einem Laut entspricht – die gleichen Zusammenhänge gibt wie für die nicht-transparente Sprache Englisch, in der ein Buchstabe unterschiedliche Laute bedeuten kann.
Wir freuen uns sehr, dass Professor Gabel für die nächsten eineinhalb Jahre in unserer Abteilung arbeiten wird. Für einen erfolgreichen Verlauf der Studie ist es wichtig, dass möglichst viele Kinder an der Studie teilnehmen – solche, denen das Lesen schwerer fällt ebenso wie solche, die gut lesen können!
freut sich Prof. Dr. G. Moll, Leiter der Kinder- und Jugendabteilung für Psychische Gesundheit. Hierfür werden Kooperationen mit Partnern an der FAU und mit Schulen angestrebt, aber auch interessierte Familien können an der Studie teilnehmen.
Rund 5 % der Bevölkerung sind von einer Legasthenie betroffen. In den vergangenen 20 Jahren konnten in der Forschung größere Fortschritte erzielt werden, so dass bereits einiges über die Grundlagen dieser Lese-Rechtschreib-Störung bekannt ist. Für Betroffene stehen spezielle Programme zur Verfügung, die ihnen dabei helfen, ihre Lese- und Rechtschreibleistungen zu verbessern. Allerdings sind weitere Anstrengungen erforderlich, um das Wissen über Lese-Rechtschreib-Störungen zu vertiefen und die Behandlungsmöglichkeiten zu erweitern bzw. weiter zu verbessern. Wenn Kinder mit Lernstörungen, wie der Lese-Rechtschreib-Störung, keine entsprechende Förderung erhalten, so kann dies auch zu emotionalen und sozialen Auffälligkeiten, ja sogar zu kinderpsychiatrischen Störungen führen. Früherkennung und Interventionen sind der Schlüssel, damit die Kinder ihr Potenzial entfalten können.
Weitere Informationen
Prof. Dr. L. Gabel
Telefon: 09131 85-39122
Quelle: Universitätsklinikum Erlangen