Forscher bestimmen Rückfallrisiko für Krebspatienten auf neue Art
BMBF-Förderung für MelEVIR
Wie wahrscheinlich ist es, dass Patienten wieder an Krebs erkranken, nachdem ihnen der Tumor entfernt wurde? Mit dieser Frage beschäftigen sich Mediziner und Medizininformatiker im Rahmen des neuen Forschungsprojektes „MelEVIR – Melanoma, Extracellular Vesicles, and Immune Response“ und erforschen dabei Mikrometastasen, die zum Beispiel noch Jahre nach einer erfolgreichen Hautkrebstherapie neue Tumoren bilden können. Das Projekt wird seit dem 1. April 2016 für die kommenden drei Jahre mit 1,3 Millionen Euro gefördert. Stefan Müller, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, übergibt am 13. Juni offiziell die Förderbewilligung.
Nach der erfolgreichen operativen Entfernung eines Tumors kann der Krebs noch Jahre später wieder auftreten. Das individuelle Risiko für einen Rückfall ist sehr unterschiedlich und rückt deshalb immer stärker in den Fokus der behandelnden Ärzte. Ein Hauptziel ist die Erkennung von sogenannten Mikrometastasen, die nach der Operation im Patienten verbleiben und mit den aktuellen Diagnosetechniken nicht aufzufinden sind. Bestimmte Biomoleküle im Blut, die auf einen Tumor hindeuten können – so genannte Tumormarker – sind aufgrund der geringen Größe der Mikrometastasen einfach zu niedrig konzentriert, um sie nachweisen zu können. So bleiben die bösartigen Zellhaufen jahrelang unentdeckt, bevor sie zu wachsen beginnen und mitunter in kurzer Zeit eine gefährliche Größe erreichen.
Die Erlanger Forscherinnen und Forscher aus der Hautklinik (Prof. Dr. Vera González (Koordinator), Prof. Dr. A. Baur, Prof. Dr. L. Heinzerling) und vom Lehrstuhl für Medizinische Informatik (Prof. Dr. H.U. Prokosch, Dr. T. Ganslandt) sowie der Rostocker Verbundpartner (Prof. Dr. O. Wolkenhauer) wollen nun nach neuen Wegen suchen, die winzigen Krebsgeschwüre aufzuspüren. Ihr Ansatz: Im Blut von Hautkrebspatienten, die nach einer Tumoroperation weiterhin als Risikopatienten eingestuft wurden, haben sie eine hohe Konzentration sogenannter extrazellulärer Vesikel gefunden. Vesikel sind sehr kleine Tröpfchen, die von einer Membran umhüllt sind und von Zellen ins umliegende Gewebe abgegeben werden. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Vesikel entstehen, wenn Immunzellen gegen Tumorzellen kämpfen. Schon in kleinen Mengen – und damit in einem frühen Stadium des Tumorwachstums – sind Vesikel im Blut nachweisbar. Deshalb wollen die Forscher nun Methoden entwickeln, um Vesikel genauer zu charakterisieren und ihre Zahl zu messen und so das individuelle Risiko der Patienten zu bestimmen, wieder an Krebs zu erkranken.
Pressetermin anlässlich der Übergabe des Förderbescheides
Stefan Müller, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, hat am 13. Juni 2016 offiziell die Förderbewilligung übergeben. Zur Übergabe des Förderbescheides an Prof. Dr. J. Vera-González vom Lehrstuhl für Haut- und Geschlechtskrankheiten und seine Verbundpartner waren auch der Präsident, Prof. Dr. J. Hornegger, und der Dekan, Prof. Dr. Dr. h.c. J. Schüttler, vor Ort.
Ansprechpartner für die Medien
Prof. Dr. Julio Vera González (in Englisch)
Tel.: 09131/85-45876
Ansprechpartner für Patientinnen und Patienten und Studieninteressierte
Prof. Dr. Andreas Baur
Tel.: 09131/85-39534