Neue Direktorin der Erlanger Kieferorthopädie: „Funktionalität ist wichtiger als reine Ästhetik.“
Prof. Dr. Lina Gölz tritt am 1. April 2018 die Nachfolge von Prof. Dr. Ursula Hirschfelder an
Ein Jahr nach ihrer Habilitation an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn wird Prof. Dr. Lina Gölz jetzt Direktorin der Zahnklinik 3 – Kieferorthopädie. Sie löst Prof. Dr. Ursula Hirschfelder ab, die die Klinik über 20 Jahre lang leitete. Prof. L. Gölz vertritt eine ganzheitliche Kieferorthopädie, die Funktionalität über reine Ästhetik stellt und Patienten zu mehr Lebensqualität verhilft. Wie ihre Vorgängerin schenkt auch Prof. L. Gölz Patienten mit Fehlbildungen des Kopfes und des Gesichts, insbesondere mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, viel Aufmerksamkeit. Außerdem will sie die Grundlagenforschung voranbringen, mehr klinische Studien für eine optimale Patientenversorgung durchführen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen des Universitätsklinikums und der FAU intensivieren.
Für mich steht die funktionale Korrektur von Kiefer- und Zahnfehlstellungen an erster Stelle. Natürlich berücksichtigen wir auch die Ästhetik – gerade wenn Patienten wegen vieler fehlender Zähne oder schwerer Fehlstellungen psychisch belastet sind, nicht mehr lächeln wollen oder den Kontakt zu anderen Menschen ganz meiden. Oft führt dabei nur ein interdisziplinäres Behandlungskonzept zum individuellen Optimum. Dies können wir in der Erlanger Zahn-Mund-Kieferklinik durch spezielle Sprechstunden und gemeinsame Konferenzen gewährleisten.
sagt Prof. L. Gölz. Es sind eben nicht nur die kleinen Lücken und die schiefen Zähne, die Kieferorthopäden korrigieren.
Wir helfen Menschen, die nicht mehr abbeißen oder nicht kauen können, deren Kiefergelenk nicht richtig arbeitet, schmerzt und Auswirkungen auf andere Bereiche des Organismus haben kann.
erklärt die neue Klinikdirektorin. In der Erlanger Kieferorthopädie ist jeder Patient herzlich willkommen – gleich, ob gesetzlich oder privat versichert. Zudem benötigen die Patienten keinen Überweisungsschein, wie es in anderen Bereichen des Universitätsklinikums notwendig ist. Ein anderer wichtiger Aspekt der Arbeit von Prof. L. Gölz: die Prophylaxe. Sie gibt ein Beispiel:
Ein Kind mit einem stark zurückgesetzten Unterkiefer und weit vornüber stehenden Frontzähnen kann ich nachweislich davor bewahren, sich bei einem Sturz viele Zähne auszuschlagen, indem ich den Fehlbiss rechtzeitig behebe.
Neue Therapieansätze für Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten
Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten (LKG) behandelt Prof. L. Gölz in Zukunft im Lippen-Kiefer-Gaumenspalten-Zentrum des Universitätsklinikums gemeinsam mit den Kollegen der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgischen Klinik, der Kinder- und Jugendklinik, der Phoniatrie und Pädaudiologie der Hals-Nasen-Ohrenklinik, dem Humangenetischen Institut und dem Universitäts-Perinatalzentrum Franken. Prof. L. Gölz möchte vor allem das Nasoalveolar Molding in Erlangen etablieren: die prächirurgische Ausformung des Gaumens, des Kiefers und vor allem der Nase mit einem herausnehmbaren Gaumenplättchen, kombiniert mit einem Nasensteg und einem Klebestreifen.
Das Verfahren ist nicht invasiv und zeigt beeindruckende Erfolge bei Kindern mit ausgeprägten Spaltbildungen. Ziel des Nasoalveolar Molding ist es, die Strukturen zu dehnen und die Nase bereits so vorzuformen, dass die Narbenbildung bei LKG-Spalten reduziert wird und später weniger oder bestenfalls gar keine Operationen mehr nötig sind. Das interdisziplinäre LKG-Zentrum ermöglicht dabei eine ganzheitliche und individuelle Therapie.
Gemeinsam mit der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgischen Klinik plant Prof. L. Gölz nun weitere wissenschaftliche Studien, die den langfristigen Nutzen des Nasoalveolar Moldings belegen. Auch die Zusammenarbeit mit den Frauen-, Kinder- und HNO-Ärzten am Universitätsklinikums will die neue Klinikdirektorin intensivieren und komplexe Probleme interdisziplinär lösen.
Forscherin mit internationalem Netzwerk
Vor ihrem Start in Erlangen leitete Prof. L. Gölz stellvertretend die LKG-Sprechstunde am Universitätsklinikum Bonn. Im Anschluss an ihre Fachzahnarztausbildung erlaubte ihr ein Gerok-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), sich intensiver ihrer wissenschaftlichen Arbeit zu widmen. Prof. L. Gölz leitete zudem ein Teilprojekt im Rahmen einer klinischen Forschergruppe zu den „Ursachen und Folgen von Parodontopathien – genetische, zellbioolgische und biomechanische Aspekte“. Dies war die erste und bisher einzige Forschergruppe in der Zahnmedizin, die von der DFG gefördert wurde. Im Anschluss an ihre Facharztausbildung war Prof. L. Gölz als Funktionsoberärztin in der Poliklinik für Kieferorthopädie des Uni-Klinikums Bonn tätig. Zum Aufbau eines internationalen Netzwerks von Kooperationspartnern und zur Vertiefung ihrer Spezialisierung im Bereich der LKG-Behandlung unternahm sie Forschungsreisen, unter anderem nach China und Indien. Nach der Geburt ihrer Tochter im Mai 2016 habilitierte sich Prof. L. Gölz im Januar 2017 und erhielt im selben Jahr die Berufung auf die W3-Professur für Kieferorthopädie an der FAU.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Lina Gölz
Tel.: 09131/85-33643