UK Erlangen eröffnet modernstes Herzkatheterlabor Europas
Herzkranke Patienten profitieren maßgeblich von neuester Technik und jahrzehntelanger Erfahrung
Komplexe Verengungen der Kranzgefäße oder ein akuter Infarkt – arbeitet das Herz nicht richtig, kann das lebensbedrohliche Folgen haben. Die Medizinische Klinik 2 setzt in der Behandlung unterschiedlicher Herzerkrankungen deshalb auf innovative Technik und stattete das Herzkatheterlabor jetzt mit dem neuesten Angiografiesystem der Firma Siemens aus. „Unser Herzkatheterlabor ist damit das modernste in ganz Europa“, betont der Klinikdirektor, Prof. Dr. Stephan Achenbach und fügt hinzu: „Die Technik allein verhilft natürlich nicht zum Therapieerfolg. Richtig eingesetzt ergänzt sie aber unsere jahrzehntelangen Erfahrungen und unterstützt uns entscheidend, um selbst komplexe Eingriffe am Herzen optimal durchführen zu können – und das ganz ohne Operation.“
Ein plötzlich auftretender, starker Schmerz im Brustbereich begleitet von einem Druck- und Engegefühl, zuweilen auch Atemnot, Übelkeit und Erbrechen: Halten diese Symptome länger als fünf Minuten an, erleidet das Herz mit großer Wahrscheinlichkeit einen akuten Infarkt. Aufgrund einer Verengung oder eines Verschlusses der Herzkranzgefäße werden die Herzmuskelzellen nicht mehr genügend mit sauerstoffreichem Blut versorgt und sterben bereits nach wenigen Stunden ab.
Wenn typische Symptome ausbleiben
Bei Siegfried Gunselmann aus Hallerndorf fehlten die charakteristischen Anzeichen jedoch. „An einem Morgen im Januar hatte ich plötzlich einen Schweißausbruch und wurde kurz darauf ohnmächtig“, erinnert sich der Rentner. „Ich bin aber wohl gleich wieder zu mir gekommen und habe meine Tochter angerufen. Sie verständigte meinen Hausarzt, der mir sofort einen Besuch abstattete.“ S. Gunselmanns Arzt überprüfte die Vitalfunktionen, konnte aber keine Auffälligkeiten feststellen. Als der Oberfranke am selben Tag abends in Anwesenheit seiner Tochter wieder das Bewusstsein verlor und zusammensackte, überwies ihn der Hausarzt ins Klinikum Forchheim. Hier vermuteten die Ärzte aufgrund des EKG einen akuten Herzinfarkt und ließen S. Gunselmann umgehend mit dem Rettungswagen in die Medizinische Klinik 2 bringen. „Dort wartete schon das Team des Herzkatheterlabors auf mich.“
Modernste Technik – einmalig in Europa
„Bei einem Herzinfarkt ist eine sehr schnelle medizinische Versorgung nötig, um so viele Herzmuskelzellen wie möglich zu erhalten“, erklärt Dr. Luise Gaede, Leiterin des Erlanger Herzkatheterlabors und Oberärztin in der Medizinischen Klinik 2. „Andernfalls drohen langfristig Komplikationen, wie Herzrhythmusstörungen, Kammerflimmern, Herzschwäche, Aneurysmen oder Einrisse der Herzwand. Im schlimmsten Fall führt ein Herzinfarkt zum Tod.“ S. Gunselmann wurde deshalb sofort im Herzkatheterlabor untersucht und erhielt einen Stent, der ein verschlossenes Herzkranzgefäß wieder durchlässig machte. „Das neue Angiografiesystem ist strahlungsärmer und bietet zudem eine noch bessere Bildqualität. So können wir Gefäßverschlüsse wie bei Herrn Gunselmann deutlich erkennen“, so Dr. Gaede. Therapeutisch lassen sich selbst schwierigste Fälle, wie sehr verkalkte Stenosen oder chronisch verschlossene Herzkranzgefäße, behandeln. Es kommen die neuesten Verfahren – beispielsweise die koronare Lithotripsie –, aber auch die etabliertesten, wie die Rotablation, zum Einsatz. Bei Patienten mit besonders hohem Risiko wird außerdem der Kreislauf unterstützt, weshalb vor allem Notfallpatienten in Erlangen besonders gut aufgehoben sind. Zudem können durch die enge Kooperation mit der Herzchirurgischen Klinik, der Kinderherzchirurgischen Abteilung und der Kinderkardiologischen Abteilung die komplexesten Herzfehler und Herzerkrankungen in jedem Alter optimal versorgt werden.
Ausbildungsstätte für Ärzte und Pflegekräfte
Allein 2018 wurden im Erlanger Herzkatheterlabor insgesamt ca. 2.400 Koronarangiografien durchgeführt sowie ca. 300 minimalinvasive Herzklappeneingriffe. Dies beinhaltet den transkathetergestützten Aortenklappenersatz (TAVI) sowie die interventionelle Therapie der Mitral- und Trikuspidalinsuffizienz. Dank der sehr guten technischen Ausstattung und der jahrzehntelangen Erfahrung der behandelnden Ärzte ist das Erlanger Herzkatheterlabor eine angesehene Ausbildungsstätte: Ärzte können sich hier in der Interventionellen Kardiologie zusätzlich qualifizieren. Die Pflegefachkräfte sind ebenfalls bestens ausgebildet – viele haben die Zusatzweiterbildung „Sedierung für Assistenzpersonal“ sowie die Fachweiterbildung „Kardiologische Fachassistenz“ absolviert. Wer sich das Herzkatheterlabor einmal näher ansehen möchte, ohne Patient, Pfleger oder Arzt zu sein, hat dazu im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaften am Samstag, 19. Oktober 2019, die Möglichkeit.
Weitere Informationen
Dr. Luise Gaede
Tel.: 09131 85-35301