Neuroradiologe für Deutschen Zukunftspreis nominiert
Prof. Dörfler entwickelt Ultra-Hochfeld-MRT mit
Prof. Dr. Arnd Dörfler, Leiter der Neuroradiologischen Abteilung, ist für den Deutschen Zukunftspreis 2019 nominiert worden. Im für die Auszeichnung vorgeschlagenen Dreierteam mit Siemens-Healthineers-Mitarbeiterin Dr. Christina Triantafyllou und dem Heidelberger MR-Physiker Prof. Dr. Mark E. Ladd repräsentiert Prof. Dörfler die klinische Forschung. Bereits die Nominierung würdigt die bahnbrechenden Forschungs- und Entwicklungsleistungen der Wissenschaftlerin und der beiden Wissenschaftler: Sie erzielten mit der Entwicklung des ersten für die klinische Nutzung zugelassenen Ultra-Hochfeld-Magnetresonanztomographen einen weltweiten Durchbruch für die Präzisionsmedizin. Damit kann künftig selbst Patientinnen und Patienten mit winzigen krankhaften Strukturveränderungen im Gehirn – bis dahin in der Bildgebung kaum sichtbar – wirkungsvoll geholfen werden. Die Jury trifft ihre Entscheidung am 27. November, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verleiht den Deutschen Zukunftspreis 2019 noch am selben Abend in Berlin.
Multiple Sklerose (MS) und Epilepsie gehören zu den häufigsten neurologischen Krankheiten. Allein in Deutschland leiden mehr als 200.000 junge Erwachsene an MS, von Epilepsie sind sogar rund eine halbe Million Menschen betroffen. Gerade bei MS-Betroffenen sind frühzeitige Diagnose und schneller Therapiebeginn von großer Bedeutung, um eine spätere Behinderung zu verzögern oder ganz zu verhindern. Aber auch bei Epilepsie ist es bei ausgewählten Patientinnen und Patienten für eine gezielte Behandlung essenziell, Epilepsieherde präzise zu identifizieren, um chirurgische Eingriffe genauer zu planen. Doch im Frühstadium solcher Erkrankungen sind die Veränderungen im Gehirn häufig noch nicht so ausgeprägt, dass sie mit den klinisch etablierten MRT-Systemen bei geringeren Feldstärken diagnostiziert werden könnten. Bis zur Diagnose und zum Therapiebeginn vergeht daher oft wertvolle Zeit.
Mit dem Ultra-Hochfeld-MRT des Magnetom Terra von Siemens Healthineers gelingt es nun, durch einen deutlich höheren Kontrast und Detailgrad in der Bildgebung selbst winzige Veränderungen im Submillimeterbereich darzustellen. Darüber hinaus kann das Gerät durch innovative metabolische und funktionelle Bildgebungstechnologien sogar krankhafte Veränderungen auf Stoffwechselebene sichtbar machen, die in der strukturellen Bildgebung gar nicht zu sehen sind.
Der Grund: Für Magnetom Terra wurde eigens ein neuartiger aktiv abgeschirmter Magnet entwickelt, der mit einer Feldstärke von 7 Tesla operiert – etwa dem 140.000-fachen des Erdmagnetfeldes. Trotzdem ist das Gerät bei höherer Leistungsfähigkeit nur halb so schwer wie die Magnete der bisherigen Forschungssysteme und kann so leichter transportiert und einfacher in die bestehende Infrastruktur von Kliniken integriert werden.
Für die Entwicklung einer solchen Hochleistungsmaschine ist es unerlässlich, neben Ingenieurinnen und Ingenieuren sowie MR-Physikerinnen und -Physikern von Anfang an die Medizin und die klinische Forschung mit einzubeziehen. Das interdisziplinäre Team am Universitätsklinikum Erlangen um den Neuroradiologen Arnd Dörfler und den Radiologen Prof. Dr. Michael Uder, Direktor des Radiologischen Instituts, war daher bereits in der Entwicklungsphase eine der treibenden Kräfte für diesen gelungenen Technologietransfer. „Der klinische Aspekt ist einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren“, erklärt Prof. Dörfler. „Seit dem Beginn der Forschungspartnerschaft mit Siemens Healthineers im Jahr 2015 steht das Gerät direkt bei uns im Klinikum. So konnte es schon in der Entwicklungsphase am Menschen genutzt werden und liefert für unsere Patienten einen erheblichen klinischen Mehrwert. Dank des erfolgreichen Einsatzes an einer so hohen Zahl von Probanden und Patienten konnte Siemens Healthineers auf Basis der Erlanger Daten bereits im August 2017 die klinische Zulassung für Neurobildgebung und muskuloskelletales Imaging erlangen – weltweit ein Novum.“ Und Prof. Uder ergänzt: „Wir arbeiten im Moment daran, unsere Erkenntnisse auf andere Anwendungsgebiete zu übertragen. Ziel ist auch hier, zusammen mit den Ingenieurinnen und Ingenieuren von Siemens Healthineers eine klinische Zulassung für weitere Organsysteme zu ermöglichen. Dabei liegt unser Fokus nicht nur auf der Darstellung der Morphologie, sondern insbesondere auch auf der Untersuchung funktioneller Aspekte.“
Aus Prof. Dörflers Sicht steht gerade dieser translationale Ansatz – also die unmittelbare Kombination von Entwicklung, Forschung und dem Einsatz am Patienten – für den Erfolg: „Für uns ist die 7-Tesla-MRT auch aus wissenschaftlicher Perspektive ganz entscheidend. Man kann mit so einem Ultra-Hochfeld-MRT nicht einfach loslegen, wie wenn man etwa in einen Neuwagen einsteigt und losfährt. Ähnlich wie in der Formel 1 verlangt so ein Gerät permanente Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Insofern stehe ich im Team der Nominierten nur stellvertretend für die Leistung, die viele Forscher und Mediziner an der FAU und am Universitätsklinikum Erlangen gemeinsam erbracht haben – angefangen bei meinem radiologischen Kollegen Michael Uder und vielen klinischen Kooperationspartnern bis hin zu unserer leistungsstarken MR-Physik, repräsentiert durch die -Professoren Armin Nagel, Frederik Laun und Moritz Zaiss. Auch wäre diese Erfolgsgeschichte ohne die stetige Unterstützung der Direktion des Universitätsklinikums, des Dekans der Medizinischen Fakultät und des FAU-Präsidenten nicht möglich.“
Über die Nominierung eines FAU-Forschers für den Deutschen Zukunftspreis 2019 freut sich ganz besonders auch der Präsident der FAU, Prof. Dr. Joachim Hornegger: „Ich bin unglaublich stolz darauf, dass nach der Nominierung unseres Forscherteams um Peter Wasserscheid, Wolfgang Arlt und Daniel Teichmann im vergangenen Jahr nun 2019 ein weiterer Wissenschaftler unserer FAU für den Deutschen Zukunftspreis vorgeschlagen ist. Dieser Erfolg zeigt einmal mehr, dass die FAU die Auszeichnung als innovationsstärkste Universität in Deutschland zu Recht trägt. Denn der Zukunftspreis würdigt ja vor allem die Übersetzung von Forschungsleistung in die Anwendung – und damit den Beitrag, den die Universität zum gesellschaftlichen Fortschritt und vor allem zum Wohl der Menschen in diesem Land – und darüber hinaus – leistet.“
Die Partnerschaft zwischen Siemens Healthineers, FAU und Universitätsklinikum Erlangen zur Grundlagen- und Methodenforschung auf dem Gebiet der Ultrahochfeld-MRT soll in den kommenden Jahren intensiv fortgeführt werden. Dank der Dual-Mode-Funktionalität kann der Nutzer oder die Nutzerin am Gerät unmittelbar zwischen klinischer Nutzung und Forschungsanwendung wechseln. Damit bietet das System die ideale Plattform für eine translationale Forschung – neueste Forschungsergebnisse können somit auch künftig zeitnah den Patientinnen und Patienten zugutekommen.
Der Deutsche Zukunftspreis wurde 1997 vom damaligen Bundespräsidenten Prof. Dr. Roman Herzog ins Leben gerufen und gilt seither als Symbol für die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit und Innovationskraft Deutschlands. Zu den wichtigsten Auswahlkriterien der Jury gehören neben der Forschungsleistung auch die Patent- und Marktfähigkeit der Entwicklung.
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Informationen zum Deutschen Zukunftspreis