Alles Gute zum 50. Geburtstag, Erlanger Notarztdienst!

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Ab 1974 brachte dieser Notarztwagen des BRK das gesamte Rettungsteam „kompakt“ zum Einsatzort und dann mit den Patientinnen und Patienten in die Klinik. 1974 wurden 707 Menschen mit dem Fahrzeug (Modell Daimler-Benz 408) transportiert; 1987 lag die Zahl bereits bei 2.057 Beförderten und 2023 waren es 6.299 Einsätze aller Notarzteinsatzfahrzeuge in Erlangen-Höchstadt.

Uniklinikum Erlangen, Stadt und BRK kooperieren seit einem halben Jahrhundert

Im Jahr 1974 – genauer: am 1. März – startete in der Hugenottenstadt ein dauerhafter Notarztdienst. Besetzt wurde er mit Ärztinnen und Ärzten der Anästhesiologischen Klinik des Uniklinikums Erlangen, die zu dieser Zeit unter der Leitung von Prof. Dr. Erich Rügheimer stand. Der damals neue Vertrag zwischen dem Freistaat Bayern, der Stadt Erlangen und dem Bayerischen Roten Kreuz – Kreisverband Erlangen-Höchstadt (BRK) sah vor, dass die Erlanger Anästhesiologie insgesamt vier Ärztinnen oder Ärzte für einen notärztlichen Dienst abstellte – 24 Stunden täglich, sieben Tage die Woche. Zwei Rettungssanitäterinnen bzw. -sanitäter stellte das BRK. „Wir blicken heute stolz auf 50 Jahre Erlanger Notarztdienst zurück und freuen uns, dass wir auch weiterhin zu dieser wichtigen Säule der medizinischen Versorgung in und um Erlangen beitragen werden“, sagt Prof. Dr. Roland C. E. Francis, heutiger Direktor der Anästhesiologie des Uniklinikums Erlangen.

Nicht nur bei (Verkehrs-)Unfällen, sondern bei allen anderen lebensbedrohlichen Zuständen kam und kommt der Rettungsdienst zum Einsatz: bei einem Herzinfarkt ebenso wie bei einem epileptischen Krampf, bei einem allergischen Schock, anhaltender Bewusstlosigkeit oder einem Sturz vom Dach, bei starkem Blutverlust, Blitzschlag, Verbrennungen oder Vergiftungen, bei Kinder- und Erwachsenennotfällen. Wird zusätzlich zum Team des Rettungswagens auch noch eine Notärztin oder ein Notarzt benötigt, wird sie bzw. er zuverlässig aus dem Uniklinikum Erlangen entsandt.

In den Anfängen des Erlanger Notarztdienstes kamen oft noch klobige Alukoffer und mitunter auch Sporttaschen für Equipment und Medikamente zum Einsatz. Heute sind die NEFs mit Hightech-Notfallrucksäcken, modernen EKG- und Reanimationsgeräten sowie mit Videolaryngoskopen ausgestattet, die eine schnelle und sichere Atemwegssicherung und Beatmung ermöglichen. „Das Uniklinikum Erlangen war schon immer Vorreiter bei technischen Neuerungen in der präklinischen Notfallmedizin“, sagt Albert Schiele. „Bereits lange vor einer bayernweiten Einführung der Kapnometrie – also einer Messung des CO2-Gehalts in der Ausatemluft zur Verifizierung der Lage des Beatmungsschlauchs – und vor der Einführung mechanischer Reanimationsgeräte oder der Videolaryngoskopie wurden diese Geräte dank des persönlichen Engagements unseres früheren Klinikdirektors Prof. Schüttler durch das Uniklinikum beschafft und kamen in der Notfallmedizin zum Einsatz“, erläutert Dr. Schiele. „Heute sind die Fahrzeuge und die medizinische Ausrüstung bayernweit standardisiert und technisch auf einem sehr hohen Niveau.“

Dr. Albert Schiele zeigt das Hightech-EKG-System im Notarzteinsatzfahrzeug am Uniklinikum Erlangen. Foto: Franziska Männel/Uniklinikum Erlangen
Oberarzt Dr. Albert Schiele mit Notfallrucksack vor dem Einsatzfahrzeug am Uniklinikum Erlangen. Notärztlich besetzt und mit einer Rettungssanitäterin bzw. einem Rettungssanitäter von BRK oder ASB am Steuer kann das NEF hinter ihm jederzeit zum Einsatz ausrücken. Foto: Franziska Männel/Uniklinikum Erlangen

Früher Verkehrsunfälle, heute internistische Notfälle

Thomas Heideloff, Rettungsdienst-Leiter beim BRK Erlangen-Höchstadt und seit 1979 hauptamtlich im Rettungsdienst tätig, erinnert sich: „Anfang der 70er-Jahre kamen regulär gar keine Ärztinnen oder Ärzte mit zu einem Notfall – allein wir Rettungssanitäter haben Wunden verbunden, Frakturen geschient und andere Notfälle versorgt. Mit viel Glück war vielleicht mal ein Hausarzt vor Ort, der mitgeholfen hat.“ Auch das Einsatzspektrum habe sich in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt: „Damals war die Versorgung nach Verkehrsunfällen unsere Hauptaufgabe. Heute sind die Sicherheitseinrichtungen in den Autos so gut, dass diese Anteile sehr gering sind. Mittlerweile haben wir es hauptsächlich mit internistischen oder neurologischen Notfällen zu tun“, resümiert Thomas Heideloff. Die Arbeit im Rettungsdienst ist seines Erachtens nach vielschichtiger geworden. „Es gilt, viele Gesetze zu beachten, Notfallprotokolle auszufüllen und im Rettungswagen komplexe elektronische Geräte zu bedienen“, sagt er. „Früher war man froh, wenn man beim EKG überhaupt das Bild erkennen konnte. Heute bietet es viele verschiedene Ableitungen und kann bereits an der Einsatzstelle ausgewertet und per Funk an die Klinik übertragen werden.“ Auch das Berufsbild der Notfallsanitäterin bzw. des Notfallsanitäters, die bzw. der nach einer dreijährigen Ausbildung bestimmte medizinische Behandlungen auch eigenständig ohne Notärztin bzw. Notarzt durchführen darf, hat zur Veränderung des Einsatzspektrums beigetragen.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Roland C. E. Francis
09131 85-39191 
direktion.an(at)uk-erlangen.de 

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