Verlängerung für „digiOnko“
Bayerisches Gesundheitsministerium fördert Projekt gegen Brustkrebs mit weiteren 450.000 Euro
Mit digitaler Medizin die Prävention und Behandlung von Brustkrebs verbessern und die Lebensqualität von Patientinnen steigern: Mit diesem primären Ziel war das „digiOnko“-Projekt des Bayerischen Innovationsbündnisses gegen Krebs unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias W. Beckmann, Direktor der Frauenklinik des Uniklinikums Erlangen, und Prof. Dr. Peter A. Fasching, Oberarzt der Frauenklinik, im Oktober 2020 gestartet. Nun unterstützt das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention die Verlängerung des Projekts um ein Jahr bis September 2025 sowie dessen inhaltliche Erweiterung mit 450.000 Euro. Die Gesamtfördersumme für „digiOnko“ beträgt damit rund 5,8 Millionen Euro.
Präventions- und Screeningstrategien sind die wichtigsten Mittel, wenn es darum geht, Krebserkrankungen frühzeitig zu entdecken. „Deshalb haben wir ein Vorbeugungsprogramm für Frauen entwickelt, in dem innovative Maßnahmen zu Früherkennung und Risikoprognose angeboten werden“, erklärt Prof. Beckmann.
Digitale Vorsorge
PD Dr. Hanna Hübner, Arbeitsgruppenleiterin Digitale und Personalisierte Medizin an der Frauenklinik des Uniklinikums Erlangen und Koordinatorin von „digiOnko“, stellt das Projekt regelmäßig bei Informations- und Aufklärungsveranstaltungen zum Thema (Brust-)Krebs in ganz Bayern vor: „Besucherinnen unseres ‚digiOnko‘-Präventionsmobils haben die Möglichkeit, innovative genomische und molekulare Tests kennenzulernen, die Hinweise auf die Entstehung von Krebserkrankungen geben können.“ In diesem Zuge neu entwickelt wurde auch die App „BayPass“, die es Nutzerinnen ermöglicht, ihr individuelles Krebsrisiko abzuschätzen und ihre eigenen Präventionsmaßnahmen zu bewerten.
Ein weiterer zentraler Bestandteil des Projekts ist das Digital-Home-Healthcare-Center. Es umfasst die Ausrüstung für die eigenständige digitale Untersuchung zu Hause sowie die Home-Healthcare-App mit der Möglichkeit, Untersuchungsergebnisse verschlüsselt zu speichern und Gesundheitsdaten an Ärztinnen und Ärzte zu übermitteln. So lassen sich das Therapie-Management und das Gesundheits-Monitoring zwischen der Patientin und dem Behandlungsteam optimieren. Evaluiert werden die Ergebnisse der heimischen Untersuchungen sowie der durchgeführten Tests im Präventionsmobil im Rahmen von multizentrischen Studien. „Darüber hinaus kann dank des Teilprojekts ‚Digitale Pathologie‘ nun eine Künstliche Intelligenz eigenständig Tumorzellen auf pathohistologischen Gewebeschnitten markieren – ein entscheidender Schritt vorwärts im Bereich der Diagnostik“, berichtet Dr. Lena Wurmthaler, Projektmanagerin von „digiOnko“ und Wissenschaftlerin in der Frauenklinik des Uniklinikums Erlangen. „Die Arbeitsgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Ramona Erber vom Pathologischen Institut des Uniklinikums Erlangen konnte zeigen, dass bestimmte gegen den Brustkrebsmarker HER2 gerichtete Medikamente auch bei geringen HER2-Angriffspunkten in Brustkrebsvarianten wirken können. Dies könnte vom ‚Muster‘ der HER2-Angriffspunkte im Tumorgewebe abhängig sein. Um die ‚Muster‘ und Unterschiede der Varianten zu analysieren, wird erneut eine Künstliche Intelligenz eingesetzt. So können Hinweise auf mögliche Therapieanpassungen gewonnen werden.“
App nach dem Geschmack der Nutzerinnen
Ein weiteres Ziel der Projektverantwortlichen ist es, ihre entwickelten Gesundheitsapps um fortschrittliche Benutzerschnittstellen, sogenannte Intelligent User Interfaces, zu erweitern. Damit setzt „digiOnko“ auf innovative Technologien, die sich an das Verhalten und die Bedürfnisse der Nutzerinnen anpassen und die Apps somit benutzerfreundlicher und effizienter gestalten. Darüber hinaus soll das Projekt bis 2025 das Maschinelle Lernen (ML) für Patientinnen und medizinisches Fachpersonal verständlicher machen. „Für die meisten ML-Modelle gibt es inzwischen bewährte und überprüfte Methoden, die das Ganze einfacher darstellen“, erläutert Prof. Dr. Björn Eskofier, Leiter des Lehrstuhls für Maschinelles Lernen und Datenanalytik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). „Bei genetischen Daten hilft die Transparenz der ML-Modelle beispielsweise dabei, zu verstehen, wie bestimmte genetische Marker zur Vorhersage von Krankheiten beitragen.“ Bisher wurden im Rahmen von „digiOnko“ 39 Millionen genetische Datenpunkte von über 3.000 Patientinnen für das Maschinelle Lernen aufbereitet.
Gebündelte Kompetenzen
Ein Projekt dieser Größe ist nur durch die enge Zusammenarbeit von regionalen Forschungs- und Gesundheitsversorgungseinrichtungen mit Industriepartnern sowie Berufsverbänden und Krankenversicherungen und durch die Förderung des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention möglich. Deshalb haben sich für „digiOnko“ folgende Akteurinnen und Akteure im bayerischen Innovationsbündnis gegen Krebs zusammengeschlossen: Frauenklinik (Direktor: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann; Projektleiter: Prof. Dr. Peter A. Fasching) des Uniklinikums Erlangen, Lehrstuhl für Maschinelles Lernen und Datenanalytik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Caritas-Krankenhauses St. Josef Regensburg, Siemens Healthineers AG, Frauenklinik und Poliklinik des Uniklinikums Würzburg. Hinzu kommen folgende Projektpartner: Lehrstuhl für Systematische Theologie II (Ethik), Lehrstuhl für Informatik 5 (Mustererkennung), Lehrstuhl für Informatik 9 (Graphische Datenverarbeitung) und Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Gesundheitsmanagement (alle FAU), Pathologisches Institut (Direktor: Prof. Dr. Arndt Hartmann) des Uniklinikums Erlangen, Medizinisches Zentrum für Informations- und Kommunikationstechnik des Uniklinikums Erlangen und Novartis Deutschland GmbH.
Weitere Informationen:
Dr. Lena Wurmthaler
09131 85-43545
fk-digionko-pm(at)uk-erlangen.de
Homepage des „digiOnko“-Projekts: www.digionko-bayern.de